Ich weiß, dieses Thema hatten wir schon. Aber es ist wichtig, dass wir uns das genau ansehen und ganz genau aufklären. Doppelt hält besser.
Sehr gern. Ich finde es gut, wie genau du bist. Und eilig habe ich es auch nicht :)
Bitte beobachte genau im Detail wie so eine Situation abläuft, wie die Emotion ausgelöst wird bzw. was genau sie auslöst, wie das Ich dabei zu stande kommt, und wie dieses Verhältnis von Emotion und Ich aussieht.
Fangen wir an mit einer Situation heute auf der Arbeit. Ohne zu sehr ins Detail zu gehen: Es ging um die Vertragsgestaltung für einen Auftrag, wobei die Rechtsabteilung des Auftraggebers sehr langsam arbeitet. Ein Vertrag, der längst hätte da sein müssen, war noch nicht da. Rein rechtlich kann ich ohne Vertrag nicht arbeiten, wenn ich aber nicht rechtzeitig anfange, werde ich nicht fertig oder muss Abstriche an der Qualität machen (die dann wieder auf mich zurückfallen könnte) Also ein typisches Dilemma.
Als das (ausgelöst durch eine Mail) klar wurde, kam es zu folgendem Ablauf:
1. Zuerst kam es zu einer Abfolge von Gedanken, eher Analysen dessen, was passiert ist. Die Gedanken waren neutral, von der „wenn … dann“ Art. Eine Analyse mit dem Ergebnis: Oh, eine Pest oder Cholera-Situation.
2. Dabei entstand ein intensives Gefühl in der Bauchgegend. Unangenehm. Ein Druck. Ein Energieschub.
3. Aus diesem Gefühl heraus (oder währenddessen) entstanden die Ich-Gedanken („Das lasse „Ich“ mir nicht bieten … das können „Die“ nicht machen … )
4. Während dieser Ich-Gedanken war klar auch das Gefühl von Angst im Hintergrund. Eine Art bedrohlicher Situation. Eine Aufforderung zum Handeln. "Ich" muss jetzt unbedingt etwas unternehmen ...
5. Daraufhin haben die Gedanken die Richtung geändert und Projektionen eines Handelns in der Zukunft entworfen: teilweise absurd und im Nachhinein betrachtet ganz sicher nicht lösungsorientiert.
6. Das Gefühl löst sich langsam auf … flackert zurück in Zorn, Angst, Empörung. Zeitgleich tauchen weitere Gedanken auf: Ich agiere das nicht aus, so Schlimm ist es auch nicht … wie blöd bin Ich, so zu reagieren … die andere Person kann nichts dafür ...
7. Gefühle und Gedanken beruhigen sich … etwas anderes passiert.
Währenddessen gibt es angestossen durch den Dialog hier bei LU eine weitere Ebene. Gedanken die fragen: Wo taucht das Ich-Gefühl auf? Kann jetzt (in der Empörung, in den Gedanken, in den Szenarien) ein Ich gefunden werden? Wo? … Ungefähr so erlebe ich das.
Wenn das zu viele Beobachtungsobjekte sind können wir das auch Schritt für Schritt durchgehen.
Ich weiß nicht, ob du mit dem Geschriebenen so etwas anfangen kannst. Ansonsten kann ich auch versuchen kleinteiliger wahrzunehmen bzw. zu beschreiben ...