Bei Deinen Fragen hänge ich immer an dem Wort »sein«. Ich habe und hatte ja noch nie das Gefühl, irgendein Gedanke — oder alle — zu *sein*, sondern sie zu *haben*. Ein Gedanke zu *sein* klingt einfach nur abstrakt für mich.
Wenn Du etwas nicht bist, sondern es nur hast, dann ist es doch ganz einfach: Lass das, was Du HAST, doch einfach unbeachtet stehen... Leg den Rucksack ab und wandere weiter. Wo liegt das Problem?
Darüber habe ich herzlich gelacht, vielen Dank! :)
:-)
Es reift in mir immer mehr die Gewissheit, dass all diese Gedanken überhaupt keine Bedeutung haben. Das führt dazu, dass ich schwierigen Situationen/Gedanken/Gefühlen nicht mehr (so) lange nachhänge, sie schneller wieder loslassen und meine Aufmerksamkeit wieder aufs Gegenwärtige richten kann.
Die Gedanken haben aus sich selbst heraus keinerlei Bedeutung. Ebenso wie das Bild auf Deinem Fernseher aus sich selbst keinerlei Bedeutung hat, wenn da nicht Bewusstsein vorhanden ist, das sich dafür interessiert.
Du brauchst Deine Aufmerksamkeit gar nicht auf das Gegenwärtige richten, das geschieht von ganz alleine, wenn keine Gedanken Deine Aufmerksamkeit hypnotisieren und Du diesem Sammelsurium an unendlich vielen Problemen glaubst, die zu einem Gedanken-Gewohnheits-Strom geworden sind. Drogenabhängigkeit ist keine größere Sucht als der Glaube an irgendwelche Gedanken. Immer wieder kommen gedankliche Gefahrenmeldungen wie aus dem Nichts geschossen, die sich wie ein ätzender Wichtigtuer aufbäumen und die Aufmerksamkeit vereinnahmen möchten. Hier hilft immer mal wieder eine Rückfrage:
"Wenn ich jetzt diesem Gedanken nicht glaube, werde ich dann krank, sterbe ich, - oder was ist dann das Schlimmste, was passieren könnte?"
Was bin ich ohne diesen Gedanken?
Wenn die Erkenntnis auftaucht, dass man diesen Gedanken fallen lassen kann, weil JETZT einfach keine reale Gefahr vorhanden ist, kommt Erleichterung auf. Möglicherweise wird der Gedankenstrom dann noch weitere Ideen finden, wo Gefahren lauern könnten. Denn das zugrundeliegende Gefühl für einen Gedanken, ist auch noch das zugrunde liegende Gefühl von Gedanken, die ähnlich gelagert sind. Das Gefühl ist also der Magnet. Ich kannte jemanden, der ein Bild einer schönen Frau aus seiner Tasche holte, wenn ihn mal wieder negative und stressige Gedankenfluten überhäuft haben. Er hat das Bild einfach nur angeschaut, ohne darüber nachzudenken. Und nach einem kurzen Moment ging es ihm besser. Er genoss einfach nur den Anblick. Und dieser erzeugte das entsprechende angenehme Gefühle. Irgendwann erkannte er dann, dass alles eine Art Trigger war und er erkannte auch, dass es nur Gedanken waren, die ihn ärgerten.
Für mich sieht es wie gesagt eher so aus, als wäre da ein Seins-Gefühl, das glaubt, all diese Gedanken zu *haben*.
Wie schon beschrieben - wenn es ein "Haben" ist, musst Du es ja nicht haben. Und einfach nur etwas zu haben, muss ja nicht stressig sein. Du hast Bücher im Schrank, Butter im Kühlschrank und sicher noch vieles mehr. Was ist das Problem beim Haben? Wenn Du glaubst, dass die Butter im Kühlschrank ungesund ist, dann entsteht das Problem. Wenn Du glaubst, dass Gedanken die Wahrheit sprechen, dann hast Du ein Problem,... Das HABEN an sich ist kein Problem.
Das könnte ja anders aussehen, wenn ich diesem Typen jeden Tag etwa an derselben Stelle begegnen würde und ich zum Beispiel aufgrund einer Fußgelenkerkrankung und eines besonders hohen Bordsteins wählen müsste zwischen a) einem kurzen klärenden Gespräch mit dem Ringer und b) der Aussicht, täglich stundenlang starke Schmerzen im Fuß zu haben. Dann könnte das Gefühl von Leichtigkeit doch zur anderen Möglichkeit pendeln, oder hab ich da was missverstanden?
Gedanken sind ja aber kein Ringer. Sie sind ein Hirngespinst, dem geglaubt wird. Sie können Dich nicht einmal vermöbeln, wenn Du sie missachtest und einfach durch sie "durchmarschierst".
Ich bewundere deine Geduld, mir die Dinge immer wieder aufs Neue und auf neue Arten darzustellen. Daher mal wieder ein herzliches Dankeschön dafür!
Immer gerne. Es hat aber nichts mit Geduld zu tun. Es ist eine faszinierende Reise durch Hirngespinste.
Viele Menschen glauben, dass es irgendwann Klick macht und dann kommt die große Erkenntnis und die Illusion zerplatzt. Das kann sein, muss nicht sein. Es kann auch ein gefühlt quälender Prozess sein, Schicht um Schicht einer (nicht vorhandenen, jedoch intensiv geglaubten) Schicht abzutragen. Es kommt äußerst komplexe Glaubensmuster und alle sind einzigartig.