(Morgen mehr dazu...)
Jetzt der zweite Teil (und sorry für den langen Text ... )
Die letzten Tage hatte/habe ich sehr starke, teilweise sehr negative Gefühle: Angst, Hoffnungslosigkeit, Unruhe. Nichts, was ich nicht kennen würde, aber in der Intensität doch ungewöhnlich. (Ich nehme jetzt mal diese Begriffe her, damit ein Eindruck entsteht, aber eigentlich ist z.B. „Hoffnungslosikeit“ schon eine ziemlich komplexe Ich-Konstruktion).
Aber die Frage gestern war ja:
Was fühlt? Ist da „etwas“ (=ein ICH) das fühlt? Oder ist da nur Fühlen?
Wenn ich das bei mir genauer anschaue:
Zentral und ganz am Anfang ist immer intensives Fühlen. Nur Empfindungen. Körperlich. Pulsierend, in Wellen. Stark. Überwältigend. Wenn nur das angschaut wird, ist nur das da. Es hat nicht mal einen Namen. Kommt aus dem Nichts, ist da, verändert sich, wird schwächer, kommt zurück, verschwindet ganz … Hier ist kein ICH.
Um dieses intensive Fühlen herum sprudeln (auf einer ganz anderen Ebene) Gedanken. Zuerst aufgeregtes Fragen: Was ist das? Was passiert? Dann tauchen Begriffe auf und versuchen das Gefühl einzuordnen (das ist Angst, das ist Panik) … Die Einordung ist gleichzeitig auch schon eine Art Bewertung, zumindest in gut/schlecht.
Irgendwo auf dieser Ebene kommt der Ich-Gedanke dazu.
Aus Fühlen + Name (Gedanke) + ICH (Gedanke) wird: Ich habe Angst.
Ich will keine Angst haben. Das ist unangenehm für mich. Ich muss etwas unternehmen, damit das aufhört …
Dann kommt die Ebene der Erklärungen und Geschichten (das ist nur, weil … ) und schließlich der Strategien (Ich muss jetzt das und das tun … )
Das ICH ist nicht das Gefühl. Ich brauche kein Ich um das Gefühl zu fühlen. Das Ich ist in diesem Fall ein Gedanke der sagt: Ich habe das Gefühl + ein offenbar gelerntes Konzept, denn:
Interessanterweise steckt bei mir hinter diesem ganzen Vorgang offenbar ein Mechanismus, der versucht die Überwältigung durch das Gefühl zu kontrollieren. Verkürzt könnte ich vielleicht sagen: Der Ich-Gedanke entsteht, weil ich nicht fühlen will, was ich fühle.
Aber umgekehrt funktioniert das auch: Bei positiv empfundenen Gefühlen entsteht der Ich-Gedanke aus dem Impuls: Wie kriege ICH mehr davon? Was ist das für eine Situation. Wie kann ich sie reproduzieren etc.
Aber das führt vielleicht auch alles ein bisschen zu weit vom Thema weg. Grundlegend war ja die Frage: Wo steckt in dem Fühlen ein ICH? Findet sich da irgendein Zentrum, ein Empfänger, ein eigenständiges Ding? Aber das ist nicht der Fall. Die Illusion des ICH entsteht aus den Gedanken, die mit dem Gefühl entstehen und die dann behaupten: Dieses bestimmte Gefühl gehört mir (= ich kann es beeinfluss, manipulieren etc). Offenbar ist das nicht der Fall.
Also: Was passiert, wenn da einfach nur Fühlen ist?
Und vielleicht noch als Nachtrag: Gefühle zu regulieren ist ja letztlich auch eine Voraussetzung von Zusammenleben. Also nicht per se verwerflich. Es geht mir hier nur um den Aspekt: Kann "ich" daraus die Existenz eines eigenständigen ICH ableiten.